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Über den Trauerfall (1)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Friedrich Bracksieker, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Beliebt und geachtet
25.06.2012 um 09:53 Uhr von Neue OsnabrückerEr galt als einer der ältesten Einwohner des Grönegaues: Im 105. Lebensjahr verstarb am 20.06.2012 der Kaufmann und langjährige Kommunalpolitiker Friedrich Bracksieker aus Markendorf.
Sein Lebenslauf glich einem aufgeschlagenen Geschichtsbuch des Grönegaues und – mehr noch – einem Kaleidoskop seines Heimatortes Markendorf, wo Friedrich Bracksieker am 28. Mai 1908 das Licht der Welt erblickte. Schon früh wurde der jetzt Verstorbene mit dem Ernst des Lebens konfrontiert. Nach der Schulausbildung und einem Volontariat in der damaligen Spar- und Darlehenskasse Buer musste er bereits mit 19 Jahren Verantwortung in der elterlichen Matratzen- und Drahtwarenfabrik am Lammersbrink übernehmen, nachdem sein Vater plötzlich verstorben war. Und nicht nur das: Im selben Jahr übernahm der junge Mann auch eine Concordia-Versicherungsagentur, die er bis 1985 eigenverantwortlich führte.
An seine ersten Jahre als selbstständiger Unternehmer konnte sich Friedrich Bracksieker auch im hohen Alter noch gut erinnern. „Im Gegensatz zu heute galt man damals mit Anfang zwanzig noch als junger Schnösel“, berichtete er einmal, als wir uns über sein Leben unterhielten. Doch Friedrich Bracksieker beeindruckten solche Bemerkungen nicht im Geringsten. Er ging seinen Weg, baute das Unternehmen weiter aus. Dabei wurde er später tatkräftig von seiner Ehefrau Georgine, geborene Strahmann, unterstützt, mit der er 1933 den Bund fürs Leben schloss.
Einen herben Einschnitt bedeutete für Friedrich Bracksieker der Zweite Weltkrieg. Bereits 1939 wurde er zum Kriegsdienst einberufen. Nach Einsätzen am Westwall, auf dem Balkan und in Russland – um nur einige Stationen zu nennen – geriet er 1945 auf der Krim in amerikanische Gefangenschaft. Als Friedrich Bracksieker noch im selben Jahr in den Grönegau zurückkehrte, stand er vor dem Nichts. Sein Unternehmen lag am Boden. Doch der agile und engagierte Markendorfer ließ sich nicht beirren. Voller Optimismus und Tatendrang widmete er sich dem Wiederaufbau des Betriebes. Der Währungsreform 1948 folgte die Zeit des Wirtschaftswunders, das auch in Markendorf seinen Niederschlag fand. Das Bracksieker’sche Unternehmen expandierte. Zahlreiche Kunden von nah und fern wussten die Vorzüge der Drahtwaren „made in Markendorf“ zu schätzen.
Trotz seines starken beruflichen Engagements zeigte sich Friedrich Bracksieker auch ehrenamtlichen Aufgaben nicht verschlossen. So wirkte er von 1952 bis 1965 als Bürgermeister von Markendorf sowie in den Jahren 1956 und 1957 als Gesamtvorsteher in der Samtgemeinde Buer. „Die Jahre als Kommunalpolitiker waren bewegte Zeiten“, stellte er einmal fest. Besonders ein Ereignis ist ihm hierbei in Erinnerung geblieben – der legendäre Abbruch der Markendorfer Schule, mit dem der Gemeinderat bundesweit für Schlagzeilen sorgte.
Ob als Unternehmer, Kommunalpolitiker oder Privatperson – Friedrich Bracksieker war ein ehrlicher, aufrechter und liebenswürdiger Mann, der stets für Recht und Gerechtigkeit eintrat. Und diejenigen, die den Altersjubilar kannten, wussten insbesondere sein humorvolles Wesen und seine stets freundlich-verbindliche Art zu schätzen. Obwohl der bekannte Bürger bereits 1985 das Versicherungsbüro in jüngere Hände legte und sich im Jahr 1992 offiziell aus seinem Unternehmen zurückgezogen hat, war der Ruhestand seine Sache nicht. Auch im hohen Alter von 100 Jahren saß er noch täglich an seinem Schreibtisch, um sich einer Leidenschaft zu widmen: der Buchhaltung.