Dieter Rauschen

Dieter Rauschen

* 21.05.1938
† 20.08.2012 in Osnabrück
Erstellt von Neue Osnabrücker Zeitung
Angelegt am 26.08.2012
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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Dieter Rauschen, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Trauer in Osnabrück um Seniorchef des Modehauses L+T Dieter Rauschen

30.08.2012 um 09:28 Uhr von Neue Osnabrücker

Osnabrück hat eine Unternehmerpersönlichkeit verloren: Dieter Rauschen, Seniorchef des Modehauses L+T, ist am 20.08.2012 im Alter von 74 Jahren an einem Herzinfarkt während einer Operation gestorben.

Dieter Rauschen war ein in Osnabrück fest verwurzelter Unternehmer, der sich seiner sozialen Verantwortung bewusst war. Sein Credo: Wenn die Mitarbeiter zufrieden und motiviert sind, fühlt sich auch der Kunde wohl. So hat er aus dem einstigen Textilhaus Norddeutschlands größtes, inhabergeführtes Modehaus gemacht. Dabei hat er sich immer auf Osnabrück konzentriert, eine Filialisierung lehnte er ab. Denn Dieter Rauschen schätzte den direkten Draht zu Kunden und Mitarbeitern, was gewiss das Geheimnis seines unternehmerischen Erfolges war.

Den Erfolg empfand er als Verpflichtung: Im Stillen wirkte er für Initiativen und Menschen, förderte das jüdische Leben in Osnabrück und half, wo er helfen konnte. Als Vorsitzender des Osnabrücker City-Marketings (OCM) wurde er zu einer Identifikationsfigur im Osnabrücker Handel. Seine Stimme hatte Gewicht, und er erhob sie, wo immer es um die Interessen seiner Heimatstadt Osnabrück ging.

Dieter Rauschen ging offen mit der Geschichte des eigenen Hauses um, die 1910 mit der Eröffnung des Kaufhauses Alsberg & Co an der Großen Straße begann. 1935 mussten die jüdischen Besitzer das Geschäft unter dem Druck der Nazis abgeben. Friedrich Lengermann und Alfred Trieschmann übernahmen das Modehaus. Die Vorbesitzer wurden nach dem Krieg entschädigt. Dieter Rauschen hat den Kontakt mit den Nachfahren der Vorbesitzer gepflegt und sie mehrfach nach Osnabrück eingeladen.

Am Kriegsende lag das Modehaus an der Großen Straße in Trümmern. Als 1952 der Richtkranz über den Neubau gehievt wurde, waren der 14-jährige Dieter Rauschen und sein Zwillingsbruder Klaus schon dabei. Die beiden waren von ihrem Großvater Alfred Trieschmann dazu ausersehen, das Geschäft weiterzuführen. 1964 stieg Dieter Rauschen mit 25 Jahren ein. Er begann ganz bodenständig: Als Verkäufer in der Wäscheabteilung brachte er Feinripp-Unterwäsche an den Mann. Doch bereits ein Jahr später leitete er als Geschäftsführer die Neugestaltung des Hauses. 1968 übernahm Zwillingsbruder Klaus den kaufmännischen Bereich.

Dieter und Klaus Rauschen modernisierten L+T fortlaufend. Die Expansion von L+T in den folgenden Jahrzehnten steuerte Dieter Rauschen mit Augenmaß und nach den Prinzipien eines solide wirtschaftenden Kaufmanns. 2004 startete Dieter Rauschen die nächste Expansionsstufe und positionierte sein Modehaus als Gegenentwurf zu einem Einkaufszentrum, über dessen Ansiedlung am Neumarkt in der Stadt seither diskutiert wird.